Braydon erwartete uns schon und so wussten wir auch gleich, in welches Haus wir mussten. Denn ansonsten hätten wir es von außen gar nicht erkannt. Sehr schlicht, aber sehr schön im kolonialischen Stil.
Uns wurde zunächst das komplette Haus gezeigt. Neben unserem Schlafzimmer mit einem En-Suite-Bad gab es noch ein weiteres Zimmer mit eigenem Bad. Also konnten maximal vier Personen hier übernachten. Sehr familiär und gemütlich. Es fühlte sich fast wie ein eigenes Zuhause an. Zumal die Zimmer auch sehr stilvoll eingerichtet sind! Auch das Wohnzimmer mit Kamin war groß genug für vier Personen.
Außerdem gehörte noch eine Bibliothek dazu – ich war im siebten Himmel – sowie eine Küche. In dieser wurden wir von Braydon dann nach der Hausführung auch erstmal mit Tee und Kaffee versorgt. Egal, was er für uns gemacht hat, alles war so schön angerichtet! Nebenbei unterhielten wir uns auch noch super gut mit ihm! Es ist einfach spannend so viele verschiedene Menschen kennenzulernen mit so unterschiedlichen Leben und Geschichten. Braydon zum Beispiel war sechs Jahre in Amerika und arbeitete dort auf einem Kreuzfahrtschiff. Auch er ist dem Reisen verfallen und sehnt sich nach einer leichteren Zeit nach Corona, um Asien zu entdecken. Neben den Lebensgeschichten bessern wir auch so unser Englisch auf und legen immer mehr unsere Hemmungen ab, einfach zu plappern.
Jetzt wieder zu dem schönen Herrenhaus. Angrenzend an die Küche befindet sich das Herzstück des Hauses: ein Gewächshaus mit sooooooo vielen unterschiedlichen Sukkulentenarten! Wunderschön!! Einfach zum Wohlfühlen!
Und von überall konnte man auf die Berge rund um Montagu blicken und nach draußen schauen, wo sich das Beste noch offenbaren sollte:
Der Garten. Unglaublich viele Arten von Zitronen, Orangen, Grapefruits und Kumquats. Da in Südafrika ja zurzeit Winter ist, haben die Zitrusfrüchte Saison und so waren die Bäumchen alle mit leuchtenden Früchte geschmückt. Ein wunderschöner Anblick! Auch die gemütlichen Sitzgelegenheiten und der Pool sind hübsch anzuschauen!
Als Braydon uns dann mitteilte, dass wir für diese Nacht die einzigen Gäste seien, freuten wir uns riesig, das Haus nutzen zu können, ohne Rücksicht nehmen zu müssen.
Montagu ist ein kleines Städtchen, sehr überschaubar, aber auch hier gibt es sehr schöne Häuser, einige Antiquitätenladen und leckere Restaurants. Für den nächsten Abend reservierte uns Braydon einen Tisch in einem beliebten Restaurant, nur zwei Straßen von unserem Haus entfernt und für unseren Ankunftsabend holten wir nebenan zwei leckere Pizzen. Wir wollten einfach das Ambiente des Hauses genießen und uns mal nicht fürs Essengehen „schick“ machen. Der Ofen knisterte und rauchte ein wenig, aber das war egal, Hauptsache, es wurde warm! : ) Der Abend sollte richtig gemütlich werden: lesen, Blog schreiben, Wein trinken. Der Regen machte das Feeling noch komplett!
Wie so oft kommt es dann doch anders als gedacht: Wir erhielten eine Mail, dass unsere Flüge von CPT nach Entebbe (Uganda) gecancelt worden seien! Ahhhhh!!! Schon wieder! Das machte mich verrückt! Thomas blieb relativ ruhig und so machten wir uns auf die Suche nach einem neuen Flug! Den fanden wir auch, leider mit zwei Zwischenstopps, aber glücklicherweise am selben Tag, sodass wir unsere schon geplante und gebuchte Reise in Uganda antreten könnten (!!!) . Leider lief bei der Buchung mit der Kreditkarte nicht alles glatt, auf einmal wurde beim Freigeben der Kreditkarte ein niedrigerer Betrag angezeigt, als eigentlich gebucht und so klickte ich auf abbrechen! Nun wussten wir nicht, ob das mit der Buchung geklappt hatte, da ich ja die Kreditkarte nicht freigegeben hatte. Aber komischerweise erhielten wir eine Buchungsbestätigung. Völliges Chaos in meinem Kopf, ich sah uns schon am Flughafen stehen, ohne reservierter Tickets, weil keine Zahlung eingegangen wäre und wir könnten nicht fliegen (Vorahnung??!!). Wir versuchten einen Kundenservice zu erreichen, vergeblich, involvierten noch meine Mama, dass sie es telefonisch versuchen sollte, da es ja mit dem Telefonieren auch so eine Sache ist im Ausland. Alles vergebens. So konnten wir nur noch abwarten! Der Abend war rückblickend dann nicht so gemütlich und stressfrei, aber wenigstens war die Pizza lecker und der Ofen warm!
Wie du vielleicht schon herauslesen konntest, fuhren wir ein paar Gänge runter. Wir hatten in den letzten zwei Wochen schon so viel erlebt, wir brauchten ein bisschen Zeit, um uns zu erholen. So seltsam sich das vielleicht anhört, aber das Gesehene und Erlebte will auch verarbeitet werden. Und das geht nun mal am besten, wenn man nicht so viel macht.
Für Montagu hatten wir auch gar nicht wirklich einen Plan, wir wussten nur, dass wir gerne ein bisschen wandern gehen würden. Mit Braydons Hilfe fanden wir für uns geeignete Wege. Denn so anstrengend sollte es auch nicht sein. ; ) Übrigens war die Aufregung des Abends wieder abgeebbt und wir hatten uns dazu entschlossen, abzuwarten! Denn ändern konnten wir gerade sowieso nichts. Lieber wollten wir den Tag genießen! Zumal er auch so toll startete, denn auf uns wartete ein so hübsch hergerichtetes Frühstück, was auch noch unheimlich lecker war! Da merkte man eben, dass Braydon vom Fach ist!
Nach dem Frühstück schauten wir zunächst mal in dem kleinen Shop De Nagmaal vorbei, der zu unserer Unterkunft gehört. Dort wird selbst gemachter Likör aus den eigenen Zitrusfrüchten verkauft, leckere Marmelade, eigens hergestellte Seifen, tolle Keramik und alles, was man so in einer Küche als Hilfe gebrauchen kann. Ich hätte wirklich alles kaufen können! Die Keramik, ein Traum! Leider können wir im Backpack nicht wirklich viel mitnehmen! Aber ein kleines Teelicht aus Bienenwachs und eine Seife haben es in unseren Besitz geschafft! : )
Anschließend starteten wir unsere Tour. Der erste Weg sollte uns zu den gehypten heißen Quellen führen. Aber so romantisch, wie sie sich gelesen hatten, seien sie laut Braydon gar nicht, sie gehörten nämlich zu einem Hotel dazu. Dennoch liefen wir den 2 km langen Weg und wollten sie uns mal anschauen. Dieser führte am Fluss entlang, links und rechts ragten die Berge empor. Sehr beeindruckend. Aber gleich mehr noch dazu!
Vielleicht erinnerst du dich noch an die Vögel, die die bemerkenswerten Nester bauen. Auf dem Weg zu dem Wanderweg kamen wir an einem kleinen See vorbei, der ein Paradies für Vögel zu sein schien. Hier tummelten sich ganz viele große weiße Vögel, die unheimlichen Krach machten, aber auch die süßen grün-gelben Vögel mit den tollen Nestern. Jede Palme war von Nestern gesäumt. Sehr beeindruckend!
Zurück zum Wanderweg. Wir liefen nicht nur am Wasser entlang, sondern mussten auch sumpfige Stellen überqueren, die aber glücklicherweise durch Sandsäcke betretbar gemacht worden sind. Zuerst dachten wir, es seien Steine. Da es geregnet hatte, war es doch sehr sumpfig. Dreimal darfst du raten, was mir nach 20 Minuten laufen passiert ist? Richtig, mit einem Fuß landete ich im Sumpf = nasser Schuh. Die Socken waren nur leicht feucht. Aber das kannte ich ja schon und so lief ich einfach weiter. Wir staunten nicht schlecht, als wir das hohe Sumpfgras neben uns sahen und auch die steilen Berge und riesige Felsen links und rechts neben uns. Sehr beeindruckend. Nicht umsonst ist Montagu ein Paradies für Kletterer. Übrigens hatten wir mal wieder mega Glück mit dem Wetter. Am Morgen sah es noch gar nicht so toll aus, aber es blieb trocken und im Verlauf des Mittags kam sogar die Sonne raus! *freu*
Thomas hielt plötzlich an, weil er auf dem Weg einen schwarzen Krebs entdeckt hatte, der ein wenig angriffslustig zu sein schien! Zum Glück hatte Thomas seine Stahlkappenschuhe an! *grins*
Irgendwie zog es uns nicht so wirklich zu den Quellen, da sie nun mal in dem Resort lagen, also kehrten wir um. Wir wollte ja auch noch den anderen Wanderweg von 7km laufen. Dieser war nicht weit entfernt, somit kein Problem. Plan war, wir laufen zu einem Wasserfall und von dort um den einen Berg rum. Laut Braydon sei das gut machbar. Manchmal müsse man über ein paar Steine klettern und auch den Fluss überqueren, was aber kein Problem sei, wir sollten nur aufpassen, da es etwas rutschig sein könnte. Er bot uns auch an, Wanderstücke mitzunehmen, aber das lehnten wir dankend ab. Heute würden wir sie mitnehmen! *lach*
Die Umgebung dieses Wanderweges sah anders aus, da er durch den Wald führte. Links und rechts ragten die Berge wieder empor. Auch begegneten wir mal wieder keiner Menschenseele. Das Gedankenabschalten funktioniert in der Natur unglaublich gut. Man ist sehr darauf bedacht, sich ruhig zu verhalten, den Geräuschen der Umgebung zu lauschen, richtige Tritte zu machen, um nicht auszurutschen oder komisch auf Steine zu treten und konzentriert sich einfach auf das Gehen und das Wahrnehmen.
Zu Beginn des Weges schien es, als ob es im Wald vor einiger Zeit gebrannt hätte. Viele Bäume waren schwarz gefärbt und teilweise dann auch gefällt worden. Wahrscheinlich um die Wanderwege sicher zu machen. Aber zwischen all den „toten“ Bäumen findet sich auch immer wieder frisches neues Leben, so wie die kleine Baumpflanze zeigt.
Die ersten Überquerungen des Wassers meisterten wir sehr gut. Thomas ging immer vor und gab mir Tipps, welcher Stein geeignet sei, um mit trockenen Füßen auf die andere Seite zu kommen. Er mit seinen Schuhen hatte da gut reden, die fünf Zentimeter Wasser machten ihm gar nichts. Wohingegen meine Wanderschuhe schon bei zwei Zentimetern durchnässt waren!
Als dann eine Stelle kam, bei er es aussichtslos schien, die andere Seite mit trockenen Füßen zu erreichen, zog ich meine Schuhe aus. Das Wasser war eisig und meine Füße freuten sich über die tolle Erfrischung. Ich habe ja aus den letzten Ereignissen gelernt! ; ) Es war aber wirklich abenteuerlich, diesen Weg zu gehen. Nach jeder Wasserüberquerung dachten wir, juchu, wieder eine Stelle geschafft, nun können wir mal ein bisschen länger ohne Wasser laufen, zack um die nächste Kurve, wieder Wasser! Wir haben aber ganz viel gelacht und hatten mega viel Spaß! Nach circa 1 1/2 Stunden kamen wir dann aber an eine Stelle, die wirklich nicht zu überwinden war, ohne mit dem Unterkörper im Wasser zu stehen. Normalerweise ist der Weg bestimmt bombastisch, da es aber geregnet hatte, führte der Fluss sehr viel Wasser uns somit waren die Überquerungsstellen teilweise stark überflutet. Wir verabschiedeten uns von dem Gedanken, den Wasserfall zu erreichen und drehten um. Vor uns lag ja auch noch der Rückweg.
Dieser war dann nicht mehr ganz so trocken für meine Füße. Die Bilder sprechen für sich! : ) Wir nahmen uns dann auf dem Rückweg auch einen Stock zur Hilfe, um einfach besser das Gleichgewicht halten zu können.
Also ging ich die letzten Kilometer des Weges ohne Socken in nassen Schuhen. Nur die letzten 15 Minuten waren mega unangenehm, ich hatte das Gefühl, meine Füße nicht mehr richtig zu spüren.
Dennoch war der Tag unheimlich schön, wir hatten so viel Spaß, haben Neues entdeckt, sind auch ein bisschen aus unserer Komfortzone gekommen und waren draußen in der tollen Natur, an der wir uns niemals satt sehen werden. Herrlich!
Das Essen am Abend war soooo lecker, das Restaurant mega gemütlich und der Wein war auch sehr schmackhaft. Vor lauter Genießen haben wir vergessen, ein Foto zu machen. : )
Der nächste Morgen begann natürlich wieder mit dem obligatorischen Kaffee im Bett. Das anschließende Frühstück war wieder vorzüglich. Wir aßen viel zu viel, sodass das Packen recht schwer fiel. Auch das meisterten wir aber. Montagu fanden wir sehr schnuckelig und unsere Unterkunft wundervoll, eine Nacht länger wäre auch hier kein Problem gewesen.
Die Verabschiedung von Braydon war sehr herzlich und so setzten wir gegen 11 Uhr unseren Roadtrip fort, nachdem wir den Tank nochmals gefüllt hatten. 2 h 15 min lagen vor uns. Ganz gespannt, was uns als vorletzte Unterkunft erwarten würde und voller Vorfreude auf die Winelands, sagten wir den Bergen Montagus goodbye.