Oudtshoorn – Zeitreise

Katharina Reise, Yogis on Tour

Wie schon angekündigt, war der Empfang in Oudtshoorn so herzlich! Das Tor zum Anwesen der Welgeluk Farm wurde für uns geöffnet und angerannt kamen zwei wunderschöne hellbraune Jagdhunde, die uns mit einem energischen Bellen begrüßten. Da ich Angst hatte, dass sie uns vors Auto rennen, stieg ich aus und wurde gleich freudig begrüßt und verteilte die ersten Streicheleinheiten. Ach, war das toll, mal wieder Hunde um mich herum zu haben!! Auch die Eigentümer Stan und Bernadette (beide so um die 67) machten es uns sehr leicht anzukommen. Bevor wir ans Auspacken denken konnten, wurden uns das Haus mit insgesamt 600qm Wohnfläche gezeigt! Wir staunten nicht schlecht und hatten Sorge, uns zu verlaufen!

Da wir für die kommenden zwei Nächte die einzigen Gäste sein sollten, durften wir uns eines der vier Zimmer aussuchen. Jedes Zimmer trug den Namen eines Sohnes der Familie. Wir entschieden uns für das Ryan-Zimmer, scheinbar ist es das beliebteste, so wie Bernadette uns berichtete. Jedes Zimmer ist mit viel Liebe zum Detail eingerichtet, versprüht seinen eigenen Charme und man fühlt sich in ein anderes Jahrhundert versetzt. Einfach toll, mal etwas ganz anderes. Hier unser Zimmer, es wird auch da Aquarium-Zimmer genannt. : )

Was uns aber natürlich sofort auffiel: Es war sehr frisch in den Räumen. Natürlich den Außentemperaturen geschuldet, aber auch dem alten Gebäude an sich: hohe Decken, riesige Räume, Sandsteinwände. Aber zum Glück hatten wir wieder eine Klimaanlage, die wärmte und Heizdecken! Huuurraaa! So mussten wir auch in der Nacht nicht frieren! Aber im Sommer ist es bestimmt super, denn draußen wird es dann auch mal sehr heiß, da wüstenähnliche Temperaturen und Trockenheit herrschen – am Rande von KLEIN KAROO eben!

Als wir dann unser Gepäck reinbrachten, rief uns Bernadette, wir sollten doch mal den tollen Sonnenuntergang anschauen kommen.

Ja, sie hatte recht, es war ein schönes Farbenspiel am Himmel zu sehen! Inzwischen hatte Stan auch schon ein Restaurantbesuch für uns engagiert, lief alles super! Wir machten uns dann auch recht bald auf den Weg zum Essen, da wir ja nach der anstrengenden Fahrt wirklich hungrig waren. Das Essen war wirklich lecker, wenn auch ein bissl scharf. : ) Nun ist der richtige Zeitpunkt um zu sagen, dass in Afrika wirklich viel Alkohol getrunken wird! Kaum jemand sitzt im Restaurant und trinkt KEINEN Wein! Wirklich unglaublich! Und danach fahren alle noch Auto! Stan war ganz überrascht, als Thomas nach einer Promillegrenze fragte. Er meinte, dass interessiere nicht wirklich jemanden, also jedenfalls nicht in Oudtshoorn! Da kamen wir nämlich drauf zu sprechen, da wir im Restaurant Stans Schwester kennengelernt hatten, die ordentlich einen getrunken hatte und dann noch heimfuhr. ; ) Scheinbar ist das in Oudtshoorn normal.

Nach dem leckeren Essen schmissen wir erstmal die wärmende Klimaanlage an, die bei dem hohen Raum ordentlich etwas zu tun hatte. Da ich noch irgendetwas von Stan und Bernadette wissen wollte, suchte ich sie im Wohnzimmer auf und quatschte mich fest. Nach circa 20 Minuten stieß Tom dazu und wir hatten einen wundervollen Abend mit den beiden. Trotz der manchmal fehlenden Vokabeln haben wir uns toll unterhalten. Stan erzählte uns von den Straußen, die er züchtet, mit Bernadette unterhielte ich mich über das Leben, Träume und Wünsche. Es war zu spüren, dass zwischen uns eine besondere Energie herrschte. Ihre offenen Augen und ihr offenes Herz machten es mir leicht, mich ihr zu öffnen und gar nicht darüber nachzudenken, was sie über mein Englisch denken könnte. Es war wirklich toll, sich einfach mal zu unterhalten. : ) Also mit anderen Menschen, das empfanden wir beide so.

Beim Frühstück wurden wir so richtig verwöhnt. Bernadette hatte extra für mich vegane Speisen besorgt, weil sie wusste, dass ich mich vegan ernähre. So lieb und zuvorkommend. Ich rechne ja eigentlich nicht damit, dass da wer darauf eingestellt ist und umso mehr habe ich mich natürlich gefreut. Auch das Ambiente im Speisesaal war phänomenal, wenn auch ein bisschen kühl! ; ) Sam und James machten es richtig, sie lagen auf der Veranda in der Sonne!

Stan hatte uns versprochen, uns die kleinen Strauße zu zeigen. Oystrich heißen sie auf Englisch, also Strauße generell. Dieses Wort kann ich sehr schlecht aussprechen, irgendwie machte ich mir am Anfang dabei immer einen Knoten in die Zunge! *lach* Ehrlich gesagt, bin ich ja kein Straußenfan. Finde diese großen Vögel irgendwie seltsam. Aber als ich dann ein kleines Straußenbaby sah, wie es sich aus der dicken und harten Eierschale ins Leben quälte, wurde mein Herz weicher. Geschafft, dass ich Strauße, wenigstens die Kleinen, richtig süß finde, hat es dann das Straußenbaby, was mir Stan in die Hand gegeben hat. Richtig süß hatte es geschaut, war total warm und schon recht schwer für sein Alter, aber gar nicht ganz so flauschig, wie es aussah.

Facts: 24 Hühnereier passen in ein Straußenei; ein Strauß legt pro Woche höchstens ein Ei; nur 10% des Straußes wird als Fleisch verwendet, ansonsten wird Leder aus der Haut gemacht und die Federn weiterverwendet; sie werden mit 14 Monaten getötet. Es machte uns schon ein bisschen traurig zu wissen, dass sie als Nutztiere angesehen werden. Aber wenigstens konnten wir uns ein Bild davon machen, dass es ihnen auf der Farm bei Stan gut ergeht.

Im Anschluss besuchten wir die CANGOO CAVES, riesige Tropfsteinhöhlen. Ich dachte natürlich, Tropfsteinhöhle = kalt. Also zog ich mir warme Kleidung an. Falsch gedacht: kontinuierlich herrschen in den Höhlen 20 Grad! Schwitzen war angesagt. Die Caves sind mega berühmt und in normalen Zeiten hoch frequentiert, da ist es nicht unüblich an einer Führung mit 120 Personen teilzunehmen. Wir waren zu 12. Corona hat dann auch mal was Gutes. Vor der Führung schauten wir uns noch die Ausstellung zur Erdgeschichte an. Und wieder einmal wurde uns bewusst: Wir Menschen sind nur ein Wimpernschlag in der Geschichte der Erde.

Unser Guide war richtig gut, hat alles sehr anschaulich erklärt und uns witzige Geschichten erzählt! Diese Höhlen wurden etwa Ende des 19. Jahrhunderts entdeckt. Hier ein paar Eindrücke:

Da wir heute keine Reizüberflutung mehr haben wollten, beschlossen wir wieder zurück nach Oudtshoorn zu fahren und unterwegs noch einen Kaffee zu trinken. Wir fanden ein soooo süßes Restaurant mit leckeren (veganen) Speisen. Gemütlich saßen wir in der Sonne und freuten uns über das Leben. Verdrückt hatte Tom einen genialen Schokokuchen mit Vanilleeis und ich Pfannkuchen mit Zimt und Zucker. Der Kuchen war so himmlisch, dass Tom die Idee hatte, für Stan und Bernadette welchen mitzunehmen. Einfach weil die beiden so lieb sind, das machten wir dann auch. Sie freute sich übrigens sehr darüber! Als wir die Speisekarte studierten, stellten wir fest, dass auch die Auswahl an warmen Speisen für das Abendessen mega waren, so ging es zum Abendessen gleich nochmal hin.

Die Sonne schien immer noch so toll, also machten wir auf der Veranda ein wenig Yoga, natürlich wurden wir von James und Sam beobachtet und sie legten sich in unsere Nähe. Nur als Tom den Kopfstand machte, kam es James ein wenig seltsam vor und er begann zu bellen. Scheint komisch auszusehen, wenn jemand auf dem Kopf steht – in Hundeaugen zumindest. Aber auch James beherrschte den herab- und herausschauenden Hund seeeehr gut! ; )

Vor dem Abendessen kochte uns Bernadette noch einen Tee und wir hielten ein kleines Teekränzchen, bis die Sonne unterging und wir uns für das Abendessen fertig machten.

Es war noch immer recht lau, sodass wir nicht frierend draußen sitzen konnten. Wir fanden heraus, dass in Südafrika auch viel Gin hergestellt wird. Diesen wollten wir mal testen. Er war wirklich LEKKER! Aber nicht nur der Gin, sondern auch das Essen! Mit das leckerste, was wir in den letzen zwei Wochen gegessen hatten!! MMMMMMHHHHHH!

Auf dem Rückweg kamen wir mal wieder in eine Polizeikontrolle! Oh man! Wieso denn ausgerechnet an diesem Abend, als Tom mal einen Gin getrunken hatte! ABER zum Glück muss man ja den Mundschutz tragen! *hihi* So konnte der Polizist den Alkohol eh nicht riechen und wollte nur Toms Führerschein sehen! Zum Glück reichte ihm der nationale aus, denn der internationale war in Welgeluk! In meinem Kopf lief schon wieder ein Kinofilm ab, in dem wir Stan anriefen, der uns dann den Führerschein bringen musste usw. Glücklicherweise lief das wieder mal sehr problemlos!

Den Abend ließen wir gemeinsam mit Bernadette und Stan am Kamin ausklingen. So gemütlich einfach. Manchmal ist das Unaufregendste das, was die Seele benötigt. Und andere wundervolle Seelen um einen herum! Es war sehr vertraut mit Bernadette, sie erzählte uns von ihren Söhnen. Einer von ihnen ist leider mit 12 Jahren verstorben, er konnte unheimlich toll zeichnen und im Haus kann man immer wieder Bilder von ihm sehen, die er unter anderem schon mit acht Jahren gemalt hatte. Wirklich sehr bemerkenswert. Was mich aber an Bernadette so faszinierte, sie sprach über ihren verstorbenen Sohn voller Liebe und Dankbarkeit und man konnte ihr keinen Groll gegenüber dem Leben anmerken oder gar Verzweiflung und Bitterkeit. Mit Sicherheit waren die Jahren nach dem Tod ihres Sohnes nicht einfach, aber sie erinnert sich an da Schöne, an ihren wundervollen und lebensfrohen Jungen. Sie beeindruckte mich sehr und zeigte mir, wie wichtig es ist, positiv in die Zukunft und auch in die Vergangenheit zu blicken. Bernadettes Herzenswärme kommt nicht zuletzt daher, dass sie ihr Schicksal angenommen hat und nicht daran zerbrochen ist. Eine wundervolle Frau!

Schweren Herzen verabschiedeten wir uns am nächsten Morgen von den beiden tollen Menschen, den süßen Hunden, die wir auch ins Herz geschlossen hatten sowie dem außergewöhnlichen Haus. Mit Sicherheit werden wir im Sommer irgendwann nochmal wiederkommen!

Der Weg nach Montagu war relativ lang, google maps sagte uns, wir seien 2 1/2 Stunden unterwegs. Diesmal packten wir uns Wasser ein! Die Fahrt war wirklich angenehm. Die Landschaft veränderte sich wieder zu grün und bergig! Ein Traum! So kamen wir auch relativ früh in Montagu an, so gegen zwei und wurden auch schon erwartet! : )