Am Morgen unseren 8. Tages in Südafrika machten wir uns auf dem Weg nach Swellendam, ein bisschen mehr in das Landesinnere. Die Fahrt dauerte circa drei Stunden, wir machten zwischendurch aber auch eine kleine Rast und tranken etwas. Auch diese Fahrt begeisterte uns sehr! Wir mussten bestimmt hundert Mal sagen: „Wow, was für eine Weite! Wie weit man hier schauen kann! Hier kann man ja von Burgbracht nach Bad Orb schauen!“ Oder auch Sätze wie: „Die Felder sind riiiieeeeesig, wie groß müssen da die Arbeitsgeräte zum Bestellen sein!?“ Ebenfalls hörten wir uns gegenseitig immer wieder voller Freude rufen: „Schafe! So viele, und mit Lämmchen! Oh, da sind Kühe!! Die haben es gut, so eine große Wiese!“ Wie du siehst, waren wir mega fasziniert von einfach allem. Die Aussicht war wirklich atemberaubend, die Bergketten immer im Hintergrund! Komplett anders als das, was wir die vergangenen Tage gesehen haben. Aber sieh selbst:
Da wir die Zeit des Autofahrens so sehr genossen, verging die Zeit auch wie im Flug. Leider fing es dann unterwegs an zu regnen, sodass wir im Regen in unserer Unterkunft ankamen. Das machte aber gar nichts! Marilouise wartete schon auf uns und zeigte uns den Weg zu unserem Domizil. Alleine hätten wir es nicht gefunden, da es ganz versteckt zwischen Bäumen liegt und zusätzlich noch auf einem privaten Farmgelände.
Trotz des Regens und der damit verbundenen niedrigen Temperaturen von 11 Grad waren wir einfach sprachlos. Unser Domizil für die nächsten zwei Tage ist ein Traum!!! Wirklich!!! Ein altes Gewächshaus, was zu einer sehr luxuriösen Unterkunft hergerichtet wurde!! Einfach meeega!!! Die Bilder sprechen wohl für sich.
Zuerst feuerte Thomas den Ofen an, damit die Temperatur ein bisschen wärmer werden sollte. Ein bisschen! ; ) Wirklich froh waren wir, diesen zu haben!! Hatten nur ein bisschen Angst, dass das Holz nicht ausreicht! Aber das passte! Anschließend drehten wir natürlich ein Video, um dieses tolle Gewächshaus wirklich in allen Details in Erinnerung behalten zu können. Im Sommer wäre es noch schöööööner gewesen! Mit so viel Liebe eingerichtet. Das Beste war aber tatsächlich: Wir hatten im Bett eine Heizdecke, sodass es nachts wirklich total warm war. Aber das wussten wir zum Zeitpunkt der Ankunft noch nicht. Ehrlich gesagt überlegten wir kurz, ob wir wirklich da bleiben sollten, da es echt kalt war und ich mich nicht so wohl fühlte, der Hals kratzte ein wenig und ich hatte Bedenken, ob es denn mit den kühlen Umständen nicht schlechter werden würde. Aber Thomas meinte, dass es nachts bestimmt mit der Heizdecke gut wäre und wenn die Nacht zu kalt wird, dann könnten wir am nächsten Tag auch noch umziehen. So machten wir das dann auch, das war ein guter Kompromiss!
Wir hatten ziemlich großen Hunger und so fuhren wir in das Ortszentrum und aßen dort eine leckere Pizza zu Abend, besser gesagt zum Nachmittag. Denn eigentlich war es Zeit zum Kaffeetrinken, aber damit nehmen wir es nicht so genau. Wir essen immer dann, wenn wir Hunger haben. : ) Alex, der Besitzer, ursprünglich Serbe und lebt schon seit 1986 in Südafrika der Liebe wegen, hat in seinem Garten vor dem Restaurant einen Baum stehen, dessen Blüten aussehen wie eine Rose. Er erklärte, dass es keine Rose, sondern eben eine Art Baum sei und dass dieser mindestens schon 120 Jahre alt sein müsse, das habe ihm ein alter Mann erzählt, nachdem er das Haus gekauft hatte. Denn Alex selbst hatte ein kleines Exemplar unweit des Großen gepflanzt, als er das Haus im Jahr 1994 gekauft hatte, und dieses ist gerade mal 1m hoch. Da sieht man mal, wie lange manche Bäume brauchen, um wirklich groß zu werden. Und es lohnt sich, sie vorher nicht zu roden! Anschließend kauften wir im Supermarkt noch ein paar Lebensmittel ein, u.a. Kaffee und Ingwer sowie Gemüse und Nudeln für das nächste Abendessen.
Tatsächlich bekamen wir noch ein paar Sonnenstrahlen nach dem Essen ab und so machten wir uns, wieder zurück im Gewächshaus, nochmal nach draußen -temperaturmäßig ja eh noch kein Unterschied – und spazierten ein wenig durch das Naturschutzgebiet, was an das Farmgebiet angrenzt. Wir befanden uns also mitten im Wald, welch ein schöner Duft! Und in den Ohren immer das Rauschen des Flusses, der hinter dem Häuschen entlang geht.
Nach unserem Spaziergang wurde es auch bald dunkel. Dick eingekuschelt in unsere Fleecejacken und in Decken, die es zusätzlich noch gab, machten wir es uns vor dem Ofen gemütlich! Das Feuer durfte keinesfalls ausgehen, so legten wir gefühlt alle 15 Minuten neues Holz auf und Thomas holte ständig von draußen neues rein. Wir entspannten, legten die Füße vors Feuer, sortierten Bilder, ordneten unsere Gedanken und ließen die letzten Tage sacken.
Der nächste Morgen war besonders, da wir geweckt worden sind. Nein, nicht von den Sonnenstrahlen, die unser Gesicht kitzelten, sondern durch einen sehr hartnäckigen Vogel. Wir dachten zu Anfang, es sei ein Eichhörnchen, was ständig auf dem Dach hin- und herläuft. Aber nein, es war ein sehr (doofer) Vogel, denn wir wissen bis heute noch nicht, wieso er morgens, nachdem es hell geworden war, an das Gewächshaus flog und dort mit seinem Schnabel dagegenklopfte. Die Rückseite, an der unser Bett stand, war von außen verspiegelt, vielleicht dachte er, eine potentielle Partnerin gefunden zu haben, dabei sah er die ganze Zeit nur sich selbst im Spiegelbild. JA, das war auch am nächsten Morgen so, deshalb vielleicht dummer Vogel. ; ) Noch eine Anmerkung zur Nacht: Wir schliefen mit unseren Mützen, da wir uns ansonsten komplett unter die Decke hätten legen müssen. Ach ja, ein Halstuch hatten wir auch noch an!
Wir freuten uns aber wie Bolle, dass die Sonne schon an den Bergen zu erkennen war und blickten freudig auf einen schönen sonnigen Tag! Nun war es so weit und wir wollten testen, ob das Wasser beim Duschen warm wird. Thomas duschte zuerst, aber zuvor ließ er es sich nicht nehmen, sich kurz im Außenpool „abzukühlen“. Ich hatte schon Angst, er komme als Eisfigur wieder heraus, da der Pool ja nicht beheizt war. Er tat es wirklich und das Wasser in der Dusche war schööööön warm, ich wollte gar nicht mehr aus der Dusche herauskommen! : ) Da wir keine Lust hatten, uns selbst Frühstück zu machen, besuchten wir das Café Grace and Merci. Auch ein Tipp in unserem Insiderplan! Das war die beste Entscheidung des Morgens!! Wir konnten draußen sitzen und uns von der Sonne aufwärmen lassen, ich trank den besten Kaffee, den ich in Südafrika bisher getrunken hatte, es gab mega leckeres vegetarisches und veganes Frühstück, die Menschen waren super freundlich und wir sehr happy über so einen schönen Ort und ließen uns das Frühstück so richtig schmecken. Noch eine Anmerkung: Als wir in unser Auto stiegen, zeigte das Thermometer 4 Grad an. *brrrrr*
Grace – Gnade
Merci – Danke
= Dankbarkeit und Achtung der NaturDer Kaffee schmeckte leicht nach Vanille. selbstgemachte Granola mit Joghurt und frischen Früchten, Kichererbsen-Omelette gefüllt mit Gemüse, pochierte Eier (von glücklichen Hühnern) auf Avocado und Körnerbrot Mandelcroissant
Wir saßen bis circa 12 Uhr im Café und planten unter anderem den vor uns liegenden Tag. Wir beschlossen, wandern zu gehen. Da wir aber nirgendwo hinfahren wollten, weil uns das Marloth Nature Reserve um uns herum so gefiel, wollten wir dieses gemeinsam erkunden. Auf dem Rückweg zu unserem Zuhause begegneten wir auf der Straße noch einem wunderschönen und stolzen Tier:
Wieder in unserem Gewächshaus angekommen, zogen wir uns um, packten den Rucksack und zogen uns die Wanderschuhe an. Nun konnte es losgehen! Zunächst bogen wir an einer T-Kreuzung links ab und schlenderten den Weg nach oben, bis wir an einen Punkt kamen, an dem wir einen herrlichen Ausblick über das Tal hatten, aber nicht auf das, aus dem wir kamen.
Mich verwundert es immer wieder, dass im Winter so viele Pflanzen blühen können bzw. so lebendig aussehen, deswegen muss ich immer ein paar Pflanzenbilder schießen.
Auch aus dem größten Mist kann etwas Wundervolles entstehen!
Da uns aber der angegebene Wanderweg zu weit war, liefen wir zurück, bis wir wieder zu Kreuzung kamen und gingen dann den anderen Weg entlang. Dieser führte über den Fluss. Heute war das Wasser nicht so hoch, sodass man über die Steine laufen konnte, um an das anderen Ufer zu gelangen. Thomas ging ohne Probleme voraus und nannte mir Steine, auf die ich treten könne. Gesagt – getan. Dreimal darfst du raten, was als nächstes passierte: Richtig, ich trat ins Wasser und zack hatte ich nasse Strümpfe! Die Steine waren nämlich sehr rutschig und Thomas Stahlkappenschuhe ließen einfach kein Wasser durch, auch nicht, wenn er 5cm im Wasser stand. Nun hatte ich zwei Optionen: umdrehen und andere Schuhe anziehen, das würde die Sache aber nicht besser machen, da ich ja wieder drüber müsste, oder einfach weiterlaufen, irgendwann werden sie schon wieder trocken sein! Genau das machte ich dann auch. Dass ich die Schuhe hätte vorher ausziehen können und barfuß den Fluss hätte überqueren können, fiel mir leider erst NACH den nassen Füßen ein. Aber so lernt man eben!
Wir liefen ein bisschen am Fluss entlang, weil wir dachten, einen Wasserfall zu finden. Dem war nicht so, dafür staunten wir nicht schlecht, als wir riesige Wacker am Wegesrand und im Flussbett sahen.
Irgendwie kam uns dieser Wald total magisch vor. Und ich musste sofort and die Trolle von der Eiskönigin denken, die als Steine getarnt gewesen waren und durch die Gegend kullerten. Thomas hat nur gelacht! Das Wasser des Flusses war mega klar, war aber etwas rötlich gefärbt. Aber das kannten wir ja schon und sahen es eher als Qualitätsmerkmal an. : )
Wir entdeckten dann einen Wanderweg, der mit Fußspuren gekennzeichnet war und folgten diesem. Er schlängelte sich an den Hängen des vor uns liegenden Berges entlang. Es war aber sehr angenehm, da der Weg nicht so steil war, wirklich gut zu laufen, auch wenn man manchmal nicht sah, wo der Weg weitergehen sollte, bis man um die nächste Kurve gelaufen war. Auch hier blieben wir immer wieder stehen, um den Ausblick zu genießen oder aber die Flora zu erkunden. Die Erdung in der Natur tat wieder unheimlich gut. Dem Kopf, der Seele und meiner Erkältung.
LOVE is everywhere!
Wir mussten irgendwann wieder in Richtung Tal kommen, dort ging aber kein Weg entlang. Der Wanderweg schlängelte sich am Berg entlang zum anderen Tal hin, aber nicht in unseres. Also musste eine Lösung her. Thomas wollte über Zäune klettern und an Kühen und Schafen vorbeilaufen, um zu unserer Unterkunft zu kommen. Aber in mir sträubte sich etwas, weil ich dachte, dass die Eigentümer das bestimmt nicht toll finden, wenn fremde Menschen über ihre Wiese dappeln. So wurde ein bisschen diskutiert, eine paar Umwege genommen, bis Thomas irgendwann meinte, wenn da vorne nicht bald ein Weg komme, dann klettern wir über den nächsten Zaun! So war es dann auch, aber eigentlich war da gar kein Zaun, denn dieser lag am Boden. Also kletterte ich auch darüber! Und siehe da, auf einmal war da ein Weg und wir konnten ganz bequem zu unserem schönen Häuschen laufen. So konnten wir aber wenigstens nochmal schauen, wo wir langgelaufen waren, auch wenn kein Weg am Hang zu sehen war. Dieser Nachmittag war wundervoll, wir wurden immer von der Sonne begleitet und am Ende gab es sogar noch eine kleine Entdeckung, die wir ohne den Umweg gar nicht gesehen hätten: ein Orangenbaum mit ganz vielen Orangen. : ) Thomas pflückte gleich mal zwei, um sie zu probieren. Noch etwas sauer waren sie, aber geschmacklich schon meeega lecker!
Das Licht war so zauberhaft und verwandelte die Landschaft in einen noch friedvolleren Ort als schon zuvor.
Eeeeendlich konnte ich mal wieder kochen, das fehlt mir nämlich tatsächlich sehr. Thomas kümmerte sich um das Feuer und ich kochte lecker Pasta. Klassische Rollenverteilung eben! *lach*
Nach dem Essen packten wir dann unsere Rucksäcke schon weitestgehend zusammen, da es abends mit Feuer definitiv wärmer war als morgens nach dem Aufstehen. Am nächsten Tag ging der Roadtrip nämlich weiter. Auch dieser Abend endete relativ früh, denn die viele frische Luft strengt ja auch schon irgendwie an.
Am nächsten Morgen gab es noch den obligatorischen Morgenkaffee im Bett. Das liebe ich übrigens jetzt schon auf unserer Reise!! Zuhause gibt es den morgendlichen Kaffee im Bett ja nur am Wochenende oder in den Ferien, aber seitdem wir in Südafrika sind, habe ich jeden Morgen eine Tasse Kaffee im Bett genießen dürfen. Ein schönes Ritual am Morgen – neben der Dankbarkeitspraxis. : ) Nur das Outfit war in Swellendam ein besonderes sowie der Ausblick aus dem Bett auch!
Das Gewächshaus hatte es uns wirklich angetan, auch wenn es so kalt gewesen war. Aber dieser Charme dieses besonderen Ortes und die Energie der Natur waren einfach eine perfekte Kombi. So hoffen wir, nochmal im Sommer irgendwann wiederkommen zu können. Tschüss, du toller Ort!
Da es uns im Grace and Merci soooo gut geschmeckt hatte, aßen wir auch an diesem Morgen wieder dort. Die Menschen freuten sich, uns wiederzusehen. Wir genossen wieder die Sonne auf unserer Haut und freuten uns auf das Frühstück.
Nach dem Frühstück fuhren wir nochmal durch Swellendam, da diese alte Stadt soooo schöne Häuser zu bieten hat. Alle im Kolonialstil und eines schöner als das andere. Ein paar sind uns aus dem Auto noch vor die Linse gekommen.
Auf Wiedersehen, Swellendam! Es war uns eine Ehre!