Die Strecke von Swellendam nach Wilderness führte uns über die Autobahn und sollte in etwa 2 1/2h geschafft sein. Auf der Autobahn fahren ist in Südafrika aber nicht so wie in Deutschland. Der Mittelstreifen ist nur durch eine Grünfläche abgetrennt, manchmal sind die Fahrbahnen nur zweispurig und die Geschwindigkeitsbegrenzungen liegen manchmal bei 80 km/h. Des Öfteren laufen auch mal Menschen über die Fahrbahn, Kühe stehen daneben – ohne Zaun von der Fahrbahn abgetrennt – oder auch Esel und Ziegen. Man muss mit allem rechnen. Somit ist das Autobahnfahren nicht unbedingt so langweilig wie in Deutschland. Zumal sich auch hier immer wieder die Landschaft verändert hat. Die Berge wurden ein bisschen weniger und die Hänge grüner.
Aber nicht nur landschaftlich war es sehr aufregend, sondern auch, was so im Auto los war. Kurz nachdem wir in Swellendam losgefahren waren, wurden wir von der Polizei angehalten: Verkehrskontrolle. Thomas musste seinen internationalen Führerschein vorzeigen, Infos geben, woher wir kommen und wohin wir wollen; der Polizist war super nett, machte noch ein paar Scherze wegen der verpatzten EM-Partie der Deutschen und ließ uns ohne Murren weiterfahren. So kann es gerne immer sein.
Als ich mir den Straßenverlauf so auf der Karte anschaute, fand ich es irgendwie doof, dass wir die ganze Zeit nur Autobahn fahren sollten, auch wenn es manchmal ja ganz schön sein kann. Aber ich wollte ein bisschen Abwechslung. Also beschlossen wir gemeinsam, von der Autobahn abzufahren und einen kleinen Umweg zu fahren, um vielleicht eher zur Küste zu kommen und dort mit Blick aufs Meer fahren zu können. Eigentlich war es Thomas egal, wo wir langfuhren, weswegen er mir auch zugestimmt hatte. Das Meer fanden wir nicht, dafür aber mal wieder Baustellen! Juchu!
Zum Glück hatten wir noch Kekse dabei, um uns die Wartezeit an der „Ampel“ zu vertreiben. Die Damen an der „Ampel“ waren gut gelaunt und haben uns gewunken. Nach circa 10 Minuten und 2 Autos, die uns entgegenkamen, konnten wir unseren Weg fortsetzen. Die Damen drehten das Schild von STOP auf GO, rollten die Sperrung zur Seite und so konnten wir weiterfahren. Circa 15 Minuten später kamen wir wieder an eine Baustelle, diese wirkte auf den ersten Blick mega lang, aber wir hatten Glück und konnten fahren – dachte Thomas zumindest. Aber das Auto hinter uns auch. Circa 500m weiter stand eine Dame, die auf den Verkehr aufpasste, da es eine Abzweigung gab. Sie stand wild gestikulierend auf der Straße, schwang ihre Fahne und das Schild war auf STOP gedreht. Thomas nahm nichts davon zur Kenntnis und fuhr einfach weiter – das Auto hinter uns auch. Ich hatte kein so gutes Gefühl, schaute in den Rückspiegel und sah die Fahnenschwingende Dame, wie sie die Fahne fallen ließ, und mit winkenden Armen anfing zu rennen – und zwar in unsere Richtung. Ich meinte zu Thomas: „Du musst unbedingt anhalten, ich glaube nicht, dass wir hätten fahren dürfen! Die Dame rennt hinter uns her.“ Das leuchtete Thomas ein und dem Mann hinter uns auch, wir drehten also um und die Dame war sichtlich erleichtert und erklärte uns mit einem Lächeln, dass wir doch den Gegenverkehr abwarten sollte, da es sonst zu Unfällen kommen könne. Ich bin auf meinem Sitz immer kleiner geworden und Thomas war sehr amüsiert über die ganze Situation. Der Gegenverkehr ließ nicht lange auf sich warten! Welch ein Glück sind wir noch rechtzeitig angehalten, sonst wäre es wirklich gefährlich geworden. So setzten wir dann ohne weitere Zwischenfälle unseren Roadtrip fort und kamen auch unversehrt an unserem Ziel an.
Bevor wir aber unser tatsächliches Ziel erreicht hatten, klingelten wir erstmal im falschen Haus, weil wir die Hausnummer nirgends finden konnten. Dort wohnte zufälligerweise die Mutter unseres eigentlichen Vermieters, die uns dann erklärte, wie wir zur Unterkunft kommen. Man muss auch mal Glück haben! Sean hatte uns zuvor schon kontaktiert und uns mitgeteilt, wie wir auf das Gelände und ins Haus kommen (mit Codes für Tor und Tür). Wir wurden ganz herzlich begrüßt und zu unserer Freude hat Sean einen 11-monatigen alten deutschen Schäferhund namens Wolf, der uns ebenso begrüßte. Unser Zimmer war ganz oben unter dem Dach, wir hatten einen tollen Ausblick auf das Meer und vom kleinen Balkon aus auf den Fluss hinter uns. Wilderness ist ein schönes gemütliches Städtchen, umgeben von wunderschöner Natur. Das Meer auf der einen Seite mit einem waaahnsinnig breiten und langen Sandstrand, ein Fluss aus den Bergen auf der anderen Seite, der sich durch wilde Wälder schlängelt und dieses Ort zu etwas Besonderem macht. Auch hier fühlten wir uns sehr wohl! Die Klimaanlage nutzen wir nicht zum Kühlen, sondern zum Wärmen! Ein Traum nach der Kühle im Gewächshaus! ; )
Das Treppenhaus
Nachdem wir ausgepackt und eine Runde Yoga praktiziert hatten, machten wir uns trotz des Windes und der Wolken nochmal nach draußen, wir wollten unbedingt den Strand besuchen. Dazu überquerten wir die Straße und schwups waren wir am Strand. Die Kraft des Wassers und der breite Strand beeindruckten uns sehr! Wir lieben das Meer auch einfach! Die Wellen waren richtig groß und mega schön anzuschauen. Ebenso toll war der Ausblick in Richtung der Häuser an der Strandseite, sie stehen alle am Hang und haben direkten Zugang zum Strand. Eins schöner als das andere, tolle Architektur! Wir spazierten ein wenig durch den Sand, machten ein paar Fotos, wichen dem Wasser aus und atmeten die Meeresluft tief ein und genossen den Moment.
Da wir schon Hunger verspürten, obwohl es erst 16 Uhr war, gingen wir direkt am Strand etwas essen. Dieses wurde uns von Sean empfohlen. Mit Blick aufs Meer ließen wir uns das Abendessen schmecken. Dieses Mal gab es fangfrischen Fisch und ein Gemüsecurry. Wir bestellen meistens zwei unterschiedliche Gerichte und teilen sie uns dann immer.
Um uns ein wenig besser orientieren zu können, setzen wir uns anschließend nochmal ins Auto und fuhren durch Wilderness. Das war gar nicht so einfach, denn es gab nur eine Straße über den Fluss, um in das Zentrum zu kommen. Natürlich bogen wir erstmal falsch ab und standen vor einer Schranke, die ins Naturschutzgebiet führte. Aber wie sollte es an diesem Tag auch anders sein?!
Als wir den richtigen Weg gefunden hatten, konnten wir uns recht schnell sehr gut orientieren. So beschlossen wir, noch zu einem Aussichtspunkt zu fahren, der MAP of AFRICA. Der Weg dorthin führte in Schlangenlinien den Berg hinauf und auf nicht ganz so guten Straßen entlang. Aber der Ausblick war toll. Zu einer Seite konnten wir die Küste Wilderness sehen, auf der anderen Seite ins Tal schauen, in dem sich ein Fluss schlängelte und die Hänge voller Bäume sind. Wirklich schön.
Aussicht auf Wilderness
Wir schauten noch der untergehenden Sonne ein bisschen zu und machten uns dann auf dem Weg zu unserer Villa. Kurz nachdem wir angekommen waren, fing es heftig an zu regnen. Den Abend verbrachten wir damit, Netflix zu schauen und den kommenden Tag zu planen. Der Wetterbericht sah nicht so vielversprechend aus, was uns Sean bei unserer Ankunft auch schon mitgeteilt und uns deshalb empfohlen hatte, den Fisherman’s Trail Wanderweg zu laufen, da dieser hauptsächlich durch den Wald führt und man da relativ gut vor dem Regen geschützt sei. Diesen nahmen wir uns also für den nächsten Tag vor, außerdem schauten wir noch, wo wir frühstücken gehen konnten. Aber da waren wir von Martha und Klaus auch schon super versorgt worden.
So begann der nächste Tag und somit ein ganzer Tag in Wilderness mit dem üblichen Kaffee im Bett für mich und mit einer Meditation für Thomas, bevor wir zu THE GIRLS zum Frühstück fuhren. Sehr lecker, frische Zutaten, vegetarisches Angebot und nicht nur Eier zum Frühstück. Juchu, ein sehr gelungener Start!
Die Wettervorhersage hatte sich zum Glück geirrt!! Der Regen hörte gegen halb elf auf, sodass wir im Trockenen den Trail wandern konnten. Wir haben aber auch immer Glück!
Der Startpunkt des Trails war am Eingang des Naturreservats, sodass wir dort eine Gebühr von 100 Rand pro Person zahlen mussten, nur leider war niemand da, um uns abzukassieren, also liefen wir einfach hinein; da wir auch dort wieder heraus mussten, wollten wir am Ende einfach bezahlen.Schon auf den ersten Metern hielten wir ständig an, um zu fotografieren und die Bäume zu bestaunen. Der Wald war sooo dicht und urwaldähnlich, ganz natürlich ohne irgendeinen menschlichen Eingriff, total schön und einzigartig.
Wer sieht noch alles eine Nala? 🙂
Wir kamen auch an ganz unterschiedlichen Pflanzen vorbei, hatten immer wieder andere Blickwinkel auf den Fluss, hörten die verschiedensten Vogelrufe und konnten auch den ein oder anderen Vogel erspähen. Die Wege waren sehr gut zu laufen, da es immer am Fluss entlang ging, gab es auch keine große Steigung und somit konnten wir uns ganz auf die tolle Natur um uns herum konzentrieren. Ziel des Trails war ein Wasserfall. Auf unserem Weg überquerten wir auch ein Mal den Fluss mithilfe eines Floßes. Dies war der Moment, als wir drei von fünf Menschen sahen, die uns innerhalb der 5 Stunden im Naturreservat begegnet waren. Immer mal wieder gab es Abschnitte, bei denen man auf Holzkonstruktionen laufen musste, so toll gemacht! Da es aber geregnet hatte, mussten wir ein bisschen aufpassen, nicht auszurutschen. Aber dies klappte erstaunlicherweise dieses Mal ohne Zwischenfälle. 🙂
Am Wasserfall angekommen, waren wir erstaunt von der Kulisse: riesige Steine säumten das Flussbett, auf das der Wasserfall aufschlug. Wirklich riesig! Wir ließen es und nicht nehmen, die Kulisse für ein paar Yogafotos zu nutzen. An solch einem kraftvollen Ort fühlen wir uns dazu inspiriert.
Der Rückweg war derselbe wie der Hinweg. Normalerweise mag ich das ja gar nicht, wenn man denselben Weg wieder zurückgeht; aber in diesem Fall war das toll, denn wir konnten immer noch andere Pflanzen entdecken oder auch Punkte, wo wir anhalten wollten, weil sie besonders schön waren. So kam es auch, dass wir den idyllischsten Platz des ganzen Waldes gefunden hatten. Es kam uns vor wie im Märchen. Die Sonne schien auf den Fluss, der an dieser Stelle ganz ruhig und seicht war, sodass die Steine herausguckten und wir uns darauf niederlassen konnten. Wir nahmen ganz bewusste Atemzüge, genossen die Ruhe und die Wärme der Sonne auf unseren Körpern. Witzigerweise kam uns beiden fast gleichzeitig die Idee, ein kurzes Meditationsvideo zu drehen. Gesagt – getan. So verbrachten wir bestimmt eine Stunde an diesem besonderen Ort und tankten neue Energie. Mit dieser neuen Energie, strahlenden Augen und ganz viel Liebe im Herzen machten wir uns auf den Rückweg.
Und siehe da, am Ausgang war ein Ranger, dem wir dann noch die Gebühr für die Erlaubnis bezahlten und ihm berichteten, wie toll wir diesen Wald finden. Er freute sich sichtlich und wünschte uns noch einen schönen Tag.
Wieder in unserer Villa angekommen, wurde ich noch glücklicher, denn unsere Wäsche war schon fertig und so musste ich zum Abendessen nicht in meiner Wanderhose gehen. Auch heute war es wieder so krass: Kaum zuhause angekommen, fing es an zu regnen! Wir suchen uns wirklich immer die richtigen Zeitslots aus!!
Unser Abend endete mit Pizza und Pasta sowie müden, aber glücklichen Reisenden.
Am nächsten Tag war unsere Zeit in Wilderness schon wieder vorbei. Wir packten unsere Rucksäcke verabschiedeten uns von Sean und Wolf. Als wir Sean das Geld für die Reinigung der Wäsche geben wollten, lehnte er ab und meinte, das habe er gern gemacht und er wünscht uns auf unserer Weltreise noch alles Gute. Wir bedankten uns mehrmals und waren sehr dankbar für diese Großzügigkeit und Hilfsbereitschaft. Wie du ja bereits weißt, freuen wir uns immer über leckeres Frühstück und so gingen wir auch heute wieder dorthin, wo wir gestern schon gewesen sind. Und dieses Mal saßen wir draußen in der Sonne und genossen dies sehr!
Bevor wir Wilderness verließen, besuchten wir noch einen Aussichtspunkt, den uns Sean empfohlen hatte. Da Ebbe war, konnten wir ziemlich weit laufen, um an die Mündung zu kommen, wo das Wasser des Ozeans mit dem Wasser des Flusses zusammenfließt. Im feuchten Sand haben wir soooo viele Muscheln gefunden!
Auf der Route nach Plettenberg Bay, die uns über die Autobahn führte, waren ein paar nette Orte, die von Martha und Klaus empfohlen wurden, um zu stoppen. Denn generell war der Weg nicht so weit nach Plett, sodass wir zunächst noch in Brenton On Sea stoppten. Wir wussten nur, dass der Strand sehr schön sein soll, aber dass er sooooo schön ist, hätten wir nicht gedacht. So breit, lang und weiß und einfach traumhaft. Wir legten uns einen Moment in den Sand und ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen. Anschließend machten wir noch ein paar Bilder. Dieses kleine Örtchen hat uns aber nicht nur wegen des Strandes begeistert, sondern auch, dass es hier eine Schmetterlingsart gibt, die es sonst nirgends gibt. Leider haben wir keinen kleinen Flattermann gesehen, dennoch finden wir dieses Örtchen wirklich toll.
Weiter ging es dann gegen 15 Uhr in Richtung Knysna. Dort angekommen, fuhren wir zu einem Parkplatz, um eine gute Aussicht über die Küste Knsynas zu haben. Das, was wir sahen, war wirklich schön anzuschauen, eine ganz raue Küstenlandschaft. Aber wir glauben, dass es nicht das war, was wir uns anschauen sollten. Aber egal. Da wir Lust auf einen Kaffee hatten, besuchten wir das Restaurant, was bei unserem Parkplatz war und ergatterten auch hier einen Platz an der Sonne mit Blick auf das Wasser. Schokoladenkuchen und Cheesecake standen auf dem Programm sowie ein leckerer Kaffee. So lecker, wie die Kuchen aussahen, waren sie auch! 🙂 Und meeeega schokoladig, Toms Schokokuchen!
Nach diesem gemütlichen Zwischenstopp steuerten wir unser eigentliches Ziel Plettenberg Bay an. Dort erwartete uns ein Hotel, was wir vorher noch nicht auf Bildern gesehen hatten, da Martha und Klaus ein anderes für uns ausgesucht hatten, das aber storniert wurde, da sie Heißwasserprobleme hatten. Also stand uns hier eine Überraschung bevor. Wir wussten nur: Wir werden in einer Honeymoon-Suite nächtigen und das für drei Nächte.
Seid gespannt!